Abstract Sediment 97

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09-12-2007

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Geologist crushing rocks!

Nanga Parbat

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DAS INNERALPINE BECKEN VON TAMSWEG:

FAZIES, DEFORMATION UND REGIONALE GEODYNAMISCHE BEDEUTUNG

Zeilinger, Gerold, Kuhlemann, Joachim & Frisch, Wolfgang

Geologisch - Paläontologisches Institut der Universität Tübingen

Sigwartstr. 10 72076 Tübingen

 

Das Tamsweger Tertiär, das westlichste neogene Becken der Norischen Senke, wurde hinsichtlich der tertiären Hebungsgeschichte der Ostalpen untersucht. Dieses Tertiärbecken war aufgrund seiner Lage, nur wenige Kilometer östlich des Tauernfensters, ein wichtiger Sedimentfänger.

Den Beginn der Sedimentation bilden Basisbreccien und dünne rote Ton-Siltlagen (Hinweis auf semihumides Klima). Darauf folgen ca. 50 m mächtige, überwiegend komponentengestützte Konglomerate, die analog zu den Becken der Norischen Senke in das Karpat eingestuft werden. Den Großteil der Sedimentation bilden 10’er bis 100’er Meter mächtige Konglomeratkörper mit eingelagerten Sandsteinlagen, die zwei Zyklen bilden. Die Zyklen weisen ein fining-upward (fu) auf, wobei die feineren Partien des ersten Zyklus nicht vollständig erhalten sind (siehe Abbildung 1). Die Geröllgrößen nehmen ins Hangende der Zyklen ab, der Anteil der Sandsteinlagen zu. Den Abschluß eines Sedimentationszyklus bilden Siltsteine, die stellenweise Pflanzenreste und Pflanzenabdrücke enthalten. Die Stagnation des Sedimenteintrags ist durch lokale Mn-Krusten belegt. Als Faziesmodell für die Ablagerungsbedingungen wird ein „alluvial fan complex" angenommen.

Die verzahnten Sedimentkörper geben das Vorbauen mehrerer Schüttungsfächer wieder. Die tieferen Seebereiche sind durch Ton-Siltsteine gekennzeichnet, die im oxischen Milieu abgelagert wurden (sporadische Weidespuren und Mn-Pigmentierung). Neben dem vertikalen fu-Trend zeigt sich auch eine Verfeinerung der Sedimentkomponenten von proximalen zu distalen Bereichen.

Das Geröllspektrum besteht aus Quarz, Glimmerschiefer, Paragneisen, Quarzitschiefern, Phylliten, tektonischen Breccien und vereinzelt Kalkmarmoren. Sie alle werden aus der kristallinen Rahmenzone des Beckens bezogen. Gerölle, die dem Penninikum des Tauernfensters zugeordnet werden könnten, fehlen. Dies deutet darauf hin, daß während der Sedimentation das Unterostalpin und Penninikum noch unter dem ostalpinen Kristallin begraben lag.

Die Geröllgrößen nehmen von W nach E leicht ab. Lokal treten Gerölle mit ca. einem Meter Durchmesser auf. Ihre Ablagerung setzt ein deutliches Relief voraus. Die Auswertung der Imbrikationen zeigt zwei Schüttungstrends, die mit den zwei Sedimentationszyklen korreliert werden: der erste Zyklus schüttet aus NW und der zweite aus W (siehe Abbildung 2). Die Slumping-Strukturen zeigen bis auf wenige Ausnahmen ähnliche Transportrichtungen wie die Geröllimbrikationen an. Die Schüttungrichtungen aus W bzw. NW stehen mit der Aufdomung im Bereich des späteren Tauernfensters in Einklang.

Auffällig sind feine bruchlos verformte Kohlebänder auf Störungsflächen. Sie sind ein Anzeichen für eine frühe tektonische Beanspruchung vor Beginn der Inkohlung. Das Pflanzenmaterial besaß aufgrund hohen Wassergehaltes eine hohe Mobilität mit quasi-duktilem Verhalten (nach freundl. mndl. Mitt. Ligouis 1996). Die sehr hohen Inkohlungsgrade im Tamsweger Becken (nach Sachsenhofer 1989) wurden mit der raschen tektonischen Denudation des Tauern-Domes erklärt.

Eine paläogeographische Rekonstruktion des Ablagerungsraumes zeigt ein weit nach Süden vorgreifendes und sich über die Nock-Fläche erstreckendes, flaches Seenbecken. Hinweise hierfür sind tertiäre Sedimentreste auf der Nockfläche (Bonner Hütte), dem Schwarzenberg und Mitterberg.

Die tektonische Stellung des Beckens, am W-Rand des durch laterale Extrusion (Ratschbacher et al. 1991) nach E ausgewichenen Ostalpins, kann als eine Kombination eines Pullapart-Beckens an der Norischen Linie und einer Rollover-Struktur über der Abscherungsfläche des Tauernfensters gesehen werden. Die Analyse der Strukturdaten ergibt folgende relative zeitliche Abfolge:

1. N-S Kompression im frühen Miozän

2. Dehnungsregime am Übergang zum mittleren Miozän (einsetzende Sedimentation)

3. E-W Stau im späten Miozän (Sarmat ?)

4. N-S Einengung mit Aufschiebungen im Pliozän (Beckeninversion)

5. N-S Einengung mit Aktivierung lateraler Bewegungen nach E im Plio- Pleistozän

 

Literatur:

Ratschbacher L., Frisch W., Linzer H.-G., Merle O. (1991): Lateral extrusion in the Eastern Alps; Part 2, Structural analysis. - Tectonics. 10; 2, 257-271, Washington, DC 1991

Sachsenhofer, R.-F. (1989): Das Inkohlungsbild im Jungtertiär der Norischen Senke (Östliche Zentralalpen, Österreich) und seine paläogeothermische Deutung. - Jb. Geol. B.- A., 132, 2, 489-505, Wien 1989

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